Das war ja wohl ein Jahr! Von Hochs und Tiefs geprägt zeigten
sich mir die schönsten, anstrengendsten, mühsamsten,
lustigsten, stressigsten, allem voran aber die aufregendsten
Seiten des Radiojournalismus.
Als ich meinen Projektplan erarbeitet habe, stellte ich mir
ziemlich detailiert vor, wie es sein wird. Einiges war jedoch
anders, komplett anders. Ich habe erfahren, dass Planungen im
Journalismus schwierig einzuhalten sind und man jederzeit mit
etwas Unerwartetem rechnen muss. Zu Beginn wurde ich immer
wieder ins kalte Wasser geworfen. Ich musste Lösungsansätze
erarbeiten und selber zurechtkommen. Dies, aber auch, dass ich
Verantwortung übernehmen durfte, schlug sich auch in meiner
Persönlichkeit nieder. Ich bin entschlossener geworden und habe
eine persönliche Strategie entwickelt, wie ich mit dem bei mir oft
auftretenden Stress besser umgehen kann.
Auch habe ich erlebt, dass man beim Radio aufeinander
angewiesen ist. Sei es bei Live-Übertragungen oder bei einem
Interview; man muss sich an Abmachungen halten und im Team
zusammenarbeiten. Dies ist nicht immer einfach, vor allem wenn
alle gestresst sind.
Ich durfte mit begeisterten Kindern zusammenarbeiten, die sich
für ‚Face in‘ richtig ins Zeug gelegt haben und ihr Geheimnis –
die beschriebene Sportart – nicht einmal ihren Eltern preisgaben.
Das Staunen und die Begeisterung, als sie das Mikrofon sahen,
werden mir bestimmt lange in Erinnerung bleiben.
Es war nicht immer leicht, die zahlreichen Entscheidungen zu
treffen. Oft fragte ich jemanden um seine Meinung und merkte,
dass ich das Fällen der Entscheidung weiter geben wollte. Also
musste ich mich selbst an der Nase nehmen und mir klarmachen,
dass es meine Sendung ist, mein Produkt und dass es daher auch
meine Aufgabe ist, diese Entscheidungen zu treffen.
Ich habe durch diese Arbeit erkannt, dass Kontakte im
Journalismus das A und O sind. Beispielsweise konnte ich den
Interviewtermin mit Simon Moser durch einen Kollegen deutlich
einfacher vereinbaren als über den Kommunikationschef der SCL
Tigers. Es war aber nicht immer einfach, Menschen um Hilfe zu
bitten. Manchmal bedurfte es grosser Überwindung. Doch ich
habe ausschliesslich positive Erfahrungen gemacht.
Ich kann immer noch nicht verstehen, dass mir nicht bewusst
war, dass sich die Medienerfahrung junger Sportler in Grenzen
hält. Dies wurde mir erst beim Interview mit Stefan Glarner klar.
Der Theorieteil bereitete mir Schwierigkeiten. Die Fachliteratur
war zum Teil sehr kompliziert und baute auf einem beachtlichen
Vorwissen auf, über das ich noch nicht verfügte. Es bedurfte
einiges an Motivation, mich immer wieder daran zu setzten, die
Texte wiederholt zu lesen um dann doch etwas mehr von dem zu
verstehen, was mir später behilflich war.
Radio Chico hat sich in diesem Jahr stark weiterentwickelt. Das
Team wurde grösser, das Studio in Lützelflüh eingerichtet und
das Radio wurde bekannter. Es war sehr interessant, diese
Entwicklung mitzuerleben.
Ob positiv oder negativ, jeder glückliche Zufall und jeder
Stolperstein brachten etwas Lehrreiches mit sich und mich in
meinem Arbeitsprozess auf eine gewisse Weise weiter.